23.03.2022 / 09:00

Lot Accounting – Hier schmerzt es besonders

Financial Markets

Finance & Accounting
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Die Abwägung zwischen der Einführung von Lot Accounting für das neue Wertminderungsmodell unter IFRS 9, oder der Beibehaltung einer Durchschnittsmethode bei der Berechnung des realisierten GuV ist nicht einfach. Eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung spielen die Randbedingungen, die der Investmentprozess erfüllen muss, welche Bestandsabstimmungen einmalig und regelmäßig durchzuführen sind und für welches Verbrauchsfolgeverfahren man sich entscheidet. Die folgenden Überlegungen zeigen mit welchen Implikationen bei der Umsetzung zu rechnen ist.

Unter IAS 39 kommt klassischerweise ein Durchschnittsmodell zum Tragen, das sämtliche Zugänge einer Bestandsposition aufsummiert. Entsprechend bildet sich ein Durchschnittspreis für alle Zugänge, aber auch eine durchschnittliche Rendite, die bei jedem Zugang neu zu ermitteln ist, und die unter IAS 39 u.a. zur Berechnung der Zinsamortisierung verwendet wird. Anschaffungswerte und Zinszu- bzw. Zinsabschreibungen zusammen bilden die «Amortized Cost».

Es gibt unterschiedliche Lot Accounting Methoden (dt. Verbrauchsfolgeverfahren). Die Gebräuchlichste ist die FIFO Methode, die z.B. für French GAAP vorgeschrieben, aber auch im englischen Raum gebräuchlich ist. Dabei wird jeder Zugang («Lot») einzeln als selbstständiger Bestand betrachtet. Die Zinszu- bzw. Zinsabschreibung erfolgt auf jedem Lot separat. Summiert man die einzelnen Zugänge auf, sollten die Anschaffungswerte noch identisch sein, nicht aber die «Amortized Cost», weil die einzelnen Amortisierungen mit der jeweiligen Anschaffungsrendite der Lots in Summe eben nicht gleich der Amortisierung mit der Durchschnittsrendite sind. Die Amortisierung ist nicht-additiv.

Eine Variante, die zunehmend mit IFRS 9 in den Blick kommt, ist die «Pro Rata» Methode. Im Prinzip wird hier jeder Zugang einzeln betrachtet, wobei die Anschaffungswerte abermals identisch mit dem Durchschnittsmodell sind. Aber auch hier gilt, dass es bei den «Amortized Cost» zu Abweichungen kommt. Interessant ist dieses Modell aber vor allem deswegen, weil sich bei Teilabgängen des Bestandes bis auf Rundungsdifferenzen und dem Effekt aus der Amortisierung dieselben realisierten Gewinne/Verluste errechnen, wie beim Durchschnittsmodell.

Wenn man Lot Accounting von Anfang an als die einzige Methode innerhalb hausinterner Systeme sowohl für die Buchhaltung auf Gruppenstufe als auch für die Bilanzierung der lokalen Gesellschaften hätte einführen können, wäre keine regelmäßige Bestandsabstimmung mit der externen Welt notwendig. Stattdessen stellt sich heraus, dass bereits die einmalige Bestandsabstimmung zur Rechtfertigung der Migration von IAS 39 zu IFRS 9 bereits dadurch aufwändig zu werden droht, wenn über einen gewissen Zeitraum parallel gebucht werden soll, da der Bruch (siehe oben) systematisch ist und nicht durch bessere Abstimmverfahren behoben werden kann.

In jedem Fall weichen die amortisierten Anschaffungskosten leicht voneinander ab. Auch bei der Verwendung der «Pro Rata» Methode ergeben sich nach Teilabgängen/-verkäufen leichte Rundungsdifferenzen. Besonders drastisch aber ist diese Situation bei Verwendung der FIFO-Methode. Hier unterscheiden sich in der Regel nicht nur die realisierten und unrealisierten Gewinne/Verluste, sondern auch die Anschaffungswerte und die «Amortized Cost».

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Bei einem Wechsel von der Durchschnittsmethode unter IAS 39 auf ein Lot Accounting unter IFRS 9 mit einem Verbrauchsfolgeverfahren wie FIFO, kann sich für den realisierten Erfolg zwischen der lokalen Buchhaltung der (Versicherungs-) Gesellschaft und der Bilanzierung auf Ebene der Gruppe ein massiver Unterschied ergeben. Nicht weniger trivial ist die Vorhersage eines simulierten Ergebnisses unter FIFO für das Portfolio Management. Die jeweiligen Tools müssen entsprechend angepasst werden, um zuverlässige Resultate zu liefern.

Es ergibt sich somit beim Wechsel von IAS 39 zu IFRS 9 in der Regel ein einmaliger hoher Abstimmungsaufwand zur Rechtfertigung der übertragenen Werte. Darüber hinaus kann aber vor allem die regelmäßige Bestandsabstimmung mit internen Systemen zu einem zusätzlichen Aufwand führen. Das ist der Fall, wenn z.B. in Front Office und Back Office eine unterschiedliche Bestandsführung implementiert ist – oder auch bei externen Anbietern – falls Portfolien extern z.B. als Spezialfonds außerhalb der eigenen Bestandsführung gemanaged werden.

Gute Tools, die hier die Arbeit erleichtern, sind wohl recht individuell und daher in der Regel selbst zu entwickeln. In jedem Fall ergibt sich aus einer einmaligen oder wiederkehrenden Bestandsabstimmung mit unterschiedlichen P/L Methoden ein hoher Zusatzaufwand.

Wir bei FORRS sind eine Unternehmensberatung, die von erfahrenen Finanz- und Energiemarktexperten geführt wird. Wir sind in Deutschland ansässig und verfügen über langjährige Erfahrung in der Durchführung erfolgreicher Projekte auf nationaler und internationaler Ebene. 

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